Hallo lieber Leser,
wir ziehen um und inmitten dieses ganzen Wahnsinns von Kisten und Müllsäcken stehe ich nun und betrachte, was mich die letzten Jahre tagtäglich umgeben hat. Vieles ist dazu gekommen, wenig hat mein Leben bereichert. Ich lebe in einer Welt, in der ich gelernt habe, dass ich glücklich bin, wenn ich kaufe - und das habe ich. Ich bin umzingelt von Dingen, Plunder, Krimskrams, Kleinkram. Hier eine kleine Figur; da ein neues Set Buntstifte (auch wenn ich schon 3 Sets habe); ein ganzer Satz Kunstaterialien einschließlich passendem Papier, die ich noch nie ausprobiert habe, aber erst einmal 50 € rein investieren musste; in der Küche ein Topf speziell für Saucen; eine Pfanne nur zum Rösten von Nüssen und Kernen oh und diese Tasse ist auch süß, die muss ich haben. Ich bin unglücklich? Warum "gönne" ich mir nicht eine Kleinigkeit in einem Kunstfachladen? Der Monat hat gerade angefangen und das Konto ist so schön voll, bevor die laufenden Kosten abgebucht werden? Ab in die Stadt und schnell ausgeben, bevor es weg ist! Wofür? Egal! Shoppen macht Spaß!
Während ich also hier stehe und mein Leben in Kisten packe, habe ich eine kleine Epiphanie. Weg damit. Weg mit all dem Plunder, dem Krimskrams und dem Kleinkram. Weg mit all den Sachen, die für mich keinen oder geringen sentimentalen Wert haben. Diese Plastikfigur war ein Geschenk von einer ehemaligen Freundin. Weg. Meine alten Schulunterlagen für das Abitur und die Berufsschule. Weg. Verpackungen von Geräten, die ich gar nicht mehr besitze. Auf jeden Fall weg! Wir haben schon im Frühjahr ein paar alte Kisten aussortiert und 80 - 90 % des Inhalts weggeschmissen und auch jetzt sind schon zwei 120l Säcke und einiges an Sperrmüll beim Wertstoffhof gelandet. Der Moment, als diese alten, mittlerweile ungeliebten Schätze in der großen Mülltonne verschwunden waren, war so befreiend für mich. Meine alten Pfannen und Töpfe habe ich einer Freundin geschenkt, was auch daran liegt, dass ich bald eine Induktionsherd habe und sie nicht mehr nutzen kann, und somit meinen Pfannenhaushalt von zehn auf drei reduziert. Altes Geschirr, das ich teilweise nie genutzt habe, spende ich jetzt an ein Flüchtlingsheim, sowie funktionierende Altgeräte. Zwei weitere 120l Säcke prall gefüllt mit Kleidung sind in der Altkleidersammlung und meine Stofftiersammlung habe ich ebenfalls sehr stark reduziert. Ich habe sie in eine Kiste mit "zu verschenken" Schild vor die Tür gestellt und als ich wieder nachhause kam, war die Kiste leer und ein Kind irgendwo hier in Hannover jetzt hoffentlich sehr glücklich über die spontanen Geschenke.
Wir ziehen in eine wesentlich größere Wohnung, also wäre theoretisch genug Platz für all die Sachen gewesen. Aber will ich das? Will ich mich weiter mit Altlasten aus Zeiten umgeben, die so lange her sind, dass sie aus einem anderen Leben sein könnten? Ich möchte jetzt nicht anfangen, spartanisch zu leben und mich nur noch mit dem Nötigsten umgeben, aber ich möchte meinen Kopf frei machen und mehr darauf fokussieren, was ich brauche - wirklich brauche. Auch wenn ich mal wieder Shoppen gehe, möchte ich nicht mehr mit der höchstmöglichen Befriedigung und einem leeren Portemonnaie nachhause gehen, sondern mit dem Gefühl, dass jedes Teil, das in meinen Einkaufstüten gelandet ist, dazu beitragen wird, mein Leben schöner oder leichter zu gestalten.
Ich habe diese Strategie auch schon in anderen Aspekten meines Lebens angewandt und bin im Moment schon sehr erfolgreich dabei, diese umzusetzen. Darüber werde ich Dir, lieber Leser, in nächster Zeit noch berichten. Bis dahin verabschiede ich mich und bedanke mich fürs Lesen.